Umbau und Erweiterung einer Doppelhaushälfte in einer Siedlung aus den 1930er Jahren.
Hohen Neuendorf.
⯀ FERTIGGESTELLT 2022
UMBAU durch weitgehende Entkernung inklusive teilweisem Ausbau der Geschossdecken zur Nutzung des Dachraumes als Galerie für Arbeiten, Schlafen oder . . .
ERWEITERUNG in Holzständerkonstruktion auf Streifenfundamenten, voll ausgedämmt mit Stroh;
Fußbodenheizung in reparier- und wiederverwendbarer Trockenbauweise
Das Raumprogramm der hier nun wohnenden Familie, war von Anfang an klar beschrieben. Trotz aller Entkernung und aller Ausnutzung der Flächen, die kleine Haushälfte würde auch nach dem Umbau viel zu klein geblieben sein. Es mußte erweitert werden. Jedoch, das Stadtplanungsamt gebot: Keine Änderung der Kubatur! Der Zwillingscharakter eines Doppelhauses darf nicht verloren gehen!
Wohin dann aber mit dem Raumprogramm?
Es blieb nur noch die Flucht nach hinten. Dort hinten, hinterm Haus, ein Dschungl, Pflanzengestrüp, Stauden, Büsche, hier und da ein großer alter Baum. Und im irgendwo im Dickicht, die Nachbarhäuser, fast gar nicht mehr zu sehen. Ein Garten wie ein kleines Reich.
Die Erweiterung wurde seitwärts abgerückt vom Zwillingshaus und direkt zwischen Straße und Gartenparadies gestellt. Hinter dem Altbau versteckt, ein kleiner Schuppen, beide durch einen hölzernen Zwischenbau vereint. Auf kurzen knapp zwei Metern, wird hier der neue Anbau mit dem Schuppen, und damit auch mit der einen Hälfte vom alten Doppelhaus verbunden. Von der Straße ist dies zwar zu erahnen – es könnten aber auch zwei Häuser sein. Die Einheit des Zwillingshauses bleibt jedenfalls gewahrt. Das Quasi-Extrahaus trennt nun öffentliche Straße vom privaten Gartenraum. Auf der einen Seite beinah ganz verschlossen, auf der anderen vollkommen offen und lädt den Dschungl zu sich ein.
ANSICHT ost / west / süd
GRUNDRISS erdgeschoss / COLLAGE entwurf
BAUSTELLE
Bei der Errichtung des Gebäudes sollte ökologischen Kriterien möglichst konsequent berücksichtigt werden.
Auf den üblerweiße übertriebenen Einsatz von Beton wurde also verzichtet. Für die tragenden Wände und Stützen kamen nur Streifenfundamente zum Einsatz. Der Unterbau der freien Flächen ist dagegen nur als dünne Betonschicht auf kapilarbrechendem Kies ausgeführt. Darauf verlegt ist eine Fußbodenheizung im Trocken-Installations-Verfahren. Sie kann bei Bedarf zurückgebaut, repariert, wiederverwendet werden.
Die Wände wurden aus zertifiziertem Holz gezimmert. Als Dämmung kam Stroh zum Einsatz, welches als Abfallprodukt vom Feld gewonnen und in einem geprüftem Prozess zu Ballen gebunden und gepresst wurde. Die Verarbeitung dieser dann als Baustroh zugelassenen Ballen erfolgte direkt auf der Baustelle
⭢ im Rahmen eines Baustellenseminars .
Alle Strohwände erhielten beideseitig einen Putz aus Lehm. Für die Fassade kam eine hinterlüftete Konstruktion aus aufgearbeitetem Ausschuss-Holz zur Anwendung. Die übrigen Wände im Innenraum sind als Trockenbauwände mit Holz-einer Unterkonstruktion und Gipsfaserplatten als Bekleidung ausgeführt.
Zur Dämmung des Kaltdaches sind Holzfasern eingeblasen wurden.
Lediglich der Sockel, welcher für ausreichend Abstand von den Strohwänden zum Gelände sorgt, mußte aus herkömmlichen geschäumten Dämmstoffen wärmegedämmt werden, da die Ansprüche an Dauerhaftigkeit im Erd- und und Spritzwasserbereich von den naturbelassenen Materialien nicht hinreichend erfüllt werden.
VORZUSTAND
Die kleine Doppelhaushälfte stammt aus einem Siedlungsprojekt der 1930er Jahre. Das Haus ist massiv gemauert und für Lagerzwecke zum Teil unterkellert. Zum Haus gehört ein kleines Nebengelass, welches einst als Stall gedacht war. Ebenso diente der rückwärtige Garten zur Selbstversorgung. Ein in die Vergessenheit geratener Zweck, welcher sich aber zusehend wieder zurück ins Bewußtsein der Öffentlichkeit drängt.
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